Bergbaumuseum Oelsnitz/Erzgebirge: Unsichtbare Sanierung mit starker Wirkung
Mehr als ein Museum: Auf dem Gelände des ehemaligen Karl-Liebknecht-Schachts im erzgebirgischen Steinkohlerevier hat IPROconsult das Bergbaumuseum Oelsnitz/Erzgebirge in sechsjähriger Bauzeit umfassend saniert und durch prägnante Neubauten erweitert. Ziel war es, die Gebäude im authentischen Zustand zu erhalten und gleichzeitig neue museale Anforderungen umzusetzen. Das Ergebnis: ein Erlebnisort mit Geschichte, Technik und Raumwirkung – ganz im Zeichen der Kohle.

Geschichte in Beton gegossen
Bereits die Eingangsfassade erzählt Geschichte: Durch eine spezielle Strukturbeton-Technik erscheinen die Porträts zweier Bergleute – Klara Rast und Wenzel Seemann – als Schattenbilder im Sichtbeton. „Diese Fassade ist eines der vielen Highlights dieses tollen Museums“, sagt Christian Herold, Projektleiter bei IPROconsult. Doch der größte Erfolg liege darin, dass man die Sanierung kaum sieht: „An der Hängebank sieht alles aus wie am 31. März 1971, als der letzte Kohlehunt den Karl-Liebknecht-Schacht verließ.“

Planen im Bestand: ein Teamprojekt
Die Sanierung der Grubengebäude und der Neubau von Verbindungsgebäuden wurden vom Landratsamt Erzgebirgskreis beauftragt. Grundlage bildete ein Konzept der KEM Kommunalentwicklung Mitteldeutschland, die im weiteren Planungsprozess als Nachauftragnehmer von IPROconsult eingebunden war. Unter der Leitung von Michael Kroll übernahm sie wesentliche Teile der Objektplanung. Das Projekt wurde in enger Zusammenarbeit beider Partner geplant. Gemeinsam mit weiteren Experten – etwa dem Ingenieurbüro Dr. Holger Stoß für die Statik und der Agentur Ö-Konzept aus Zwickau für das Ausstellungskonzept – entstand ein ganzheitlicher Umbauprozess unter denkmalpflegerischen und musealen Vorgaben.

Der Weg vom Förderturm zum Füllort
Kernstück des Ensembles ist der 50 Meter hohe Förderturm in Stahlfachwerkbauweise. Er wurde vollständig eingerüstet, mit Korrosionsschutz versehen und durch ein gläsernes Fluchttreppenhaus ergänzt. Neu ist auch der barrierefreie Zugang per Aufzug – die Fahrt führt von der Hängebank über den Turm bis zum „Füllort“: einer stilisierten Stollenstation, die den Übergang ins Schaubergwerk bildet.

Neue Perspektiven – architektonisch gedacht
Die neu geschaffenen Verbindungsbauten – wie Windfang, Treppenhäuser und Podeste – setzen klare, kontrastierende Akzente. Großflächige, dunkle Betonscheiben und Schwarzglas fügen sich bewusst sichtbar in den Bestand ein. Die Materialien erinnern an Kohle und prägen nun das neue Erscheinungsbild – außen wie innen.

Größtes Bauprojekt im Landkreis
Mit der feierlichen Wiedereröffnung im Januar 2025 wurde das größte Bauprojekt des Erzgebirgskreises nach sechs Jahren Bauzeit abgeschlossen. Rund 30 Millionen Euro flossen in das neue Bergbaumuseum, das von nun an KohleWelt - Museum Steinkohlenbergbau Sachsen trägt. Neben einer modernen Dauerausstellung bleibt das Museum vor allem eins: ein würdevoller Ort des Erinnerns und Entdeckens.



