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Nachrechnung Kocherbandbrücke, Zellstoff- und Papierfabrik Rosenthal GmbH in Rosenthal 

AuftraggeberZellstoff- und Papierfabrik Rosenthal GmbH, Rosenthal am Rennsteig
OrtThüringen
ProjektartenKonzeption
Kompetenzen

Die Zellstoff- und Papierfabrik Rosenthal GmbH (ZPR) befindet sich in Rosenthal am Rennsteig im Ortsteil Blankenstein. Die Zellstoff- und Papierfabrik Rosenthal GmbH gehört zur Mercer Group und gewinnt aus Holz Zellstoff zur Altpapierwiederaufbereitung und Papierherstellung, Nebenprodukte wie z. B. Tallöl für Farben, Klebstoffe und Arzneimittel sowie Bioenergie. Für den Transport von Holzhackschnitzeln auf dem Werksgelände zum Verarbeitungsprozess existiert eine Bandanlage. Die Bandanlage befindet sich über eine Distanz von ca. 140 m auf der stählernen Kocherbandbrücke. Die Kocherbandbrücke beginnt bei Oberkante Gelände an der Sichterstation und führt aufgrund der bergigen Topografie ohne große Steigungen auf eine Höhe von ca. 30 m über Oberkante Gelände an der Kocherei. Dabei werden ein Gleis der Deutschen Bahn AG, drei Werksgleise und zwei Werksstraßen überspannt. Daher dient die Kocherbandbrücke auch als tragende Konstruktion für verschiedene Werksleitungen und -kabeltrassen.

Im Zuge der Planungen für neue Kabeltrassierungen auf der Kocherbandbrücke hat ZPR festgestellt, dass die neuen Kabeltrassen mitsamt den Umbauten und Leitungsneuverlegungen der vergangenen Jahre die Lastannahmen aus der Statik von 1974 übersteigen. Daher hat sich ZPR dafür entschieden, eine statische Nachrechnung der stählernen Überbauten und Stützen der Kocherbandbrücke durchführen zu lassen.
 

Für die Nachrechnung der Kocherbandbrücke wurden neben der Errichtungsstatik von 1974 zahlreiche zeichnerische Bestandsunterlagen aus dem Bauarchiv von ZPR übergeben. Nach der Sichtung dieser Dokumente stellte sich heraus, dass in der Planung von 1974 der Übersichtskatalog der Typensegmentreihe Offene Bandbrücken aus Stahl des VEB Typenprojektierung bei der Deutschen Bauakademie von 1963 verwendet wurde. Der Übersichtskatalog konnte im Spezialarchiv Bauen in der DDR beim Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung gefunden werden. Im Übersichtskatalog wurden Zeichnungsnummern für die typisierten Hauptträger, Laufstege, Geländer und Stützen – erstellt durch das Institut für Stahlbau und Leichtmetallbau Leipzig – genannt, die auch im Bauarchiv von ZPR abgelegt waren. Die Auswertung des Übersichtskatalogs, der typisierten Zeichnungen, der Errichtungsstatik sowie der zeichnerischen Bestandsunterlagen ergab teilweise konstruktive Widersprüche. So mussten vor Ort z.B. die Flanschbreiten der typisierten Hauptträger aufgemessen werden. Die Auswertung der Unterlagen sowie die Vor-Ort-Aufmaße wurden in einer Bauwerksdokumentation erfasst und dienten als Grundlage der Nachrechnung.

Die typisierten Überbauten bestehen aus zwei parallelen Hauptträgern, die von Stütze zu Stütze spannen. Die Überbauten sind Einfeldträger und spannen 12,0 m, 15,0 m, 24,0 m und 30,0 m. Die Hauptträger wurden aus geschweißten Doppel-T-Trägern gefertigt und durch ein horizontales und ein vertikales Fachwerk aus Walzprofilstahlträgern miteinander ausgesteift.

Die Stützen haben unterschiedliche Funktionen und geländebedingt unterschiedliche Höhen. Der sog. Spannturm hat eine Höhe von 22,50 m und mehrere Funktionen. Der Spannturm nimmt die Lasten aus den Überbauten auf, stabilisiert in Überbaulängs- und -querrichtung, trägt die Spannvorrichtung der Bandanlage und die Treppenanlage für Montage- und Kontrollzugänge. Alle weiteren Stützen nehmen die Lasten aus den Überbauten auf und stabilisieren lediglich in Überbauquerrichtung. Die Stützenhöhen betragen ca. 4,0 m, 9,0 m, 14,0 m, 17,0 m und 28,0 m.

Die Lastannahmen aus der Errichtungsstatik wurden entsprechend der Unterlagen, Aufmaße, Nutzungsangaben von ZPR und baurechtlichen Bedingungen überprüft und angepasst. Die Wind- und Schneelasten sowie die Temperaturlasten wurden nach DIN EN 1991 neu zusammengestellt.
Die Nachrechnung erfolgte an dreidimensionalen statischen Systemen mit dem Programm RStab, um Tragfähigkeitsreserven aus der räumlichen Tragstruktur der Überbauten und Stützen mobilisieren zu können. Die Nachrechnungsergebnisse wurden grafisch für die weiteren Kabeltrassenplanungen und Investitionsentscheidungen von ZPR an der Kocherbandbrücke aufbereitet.

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