Zentimeterarbeit für mehr Mobilität
IPROconsult plante für die Dresdner Verkehrsbetriebe (DVB AG) eine neue Fahrzeuginstandsetzungshalle – ein Projekt, das unter außergewöhnlichen Bedingungen realisiert wurde. Schon der Standort stellte das Planungsteam vor große Herausforderungen: Zwischen dem Betriebsgebäude und dem Testgleis für Bremsproben sollte das Bauwerk entstehen – bei laufendem Betrieb.

Was mit einer Machbarkeitsstudie begann
Am westlichen Rand des Betriebshofs Dresden-Gorbitz liegt das wichtigste Gleis: Hier fahren die modernen Niederflur-Straßenbahnen ein und absolvieren ihren Bremstest – mit Bremsung aus mindestens 50 Stundenkilometern. Zwischen diesem Gleis und der ersten Halle des Betriebshofs sollte die neue Fahrzeuginstandsetzungshalle entstehen.
Aufgrund der geringen Werkstattreserven waren Umbaumaßnahmen auf dem Betriebshof nur unter laufendem Betrieb gewünscht. „Die Begeisterung der Bauunternehmen für diesen Bauplatz kann man sich etwa vorstellen“, berichtet Jens Kadler, Technischer Leiter im Büro Verkehrs-, Tief- und Ingenieurbau von IPROconsult in Dresden.

Werkstattkapazitäten am Limit
Die Dresdner Verkehrsbetriebe verfolgen seit 1993 eine moderne Instandhaltungsstrategie, die sich an den Anforderungen des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen orientiert. Nachdem die ersten Niederflurfahrzeuge fast 20 Jahre in Betrieb waren, stieß die Instandhaltung 2017 an ihre Grenzen.
Zudem wollte die DVB den Fahrzeugbestand erhöhen, neue Fahrzeuge mit breiteren Wagenkästen kaufen und die bestehenden Fahrzeuge länger nutzen. Diese Anforderungen machten den Neubau einer Fahrzeuginstandsetzungshalle notwendig.

Zentimeterweise zur optimalen Lösung
Im Januar 2017 erhielt IPROconsult den Auftrag als Generalplaner für den Neubau der Fahrzeuginstandsetzungshalle. Die Vorplanung umfasste Architektur, Tragwerksplanung, technische Ausrüstung, Verkehrsanlagen, Ingenieurbauwerke, Freianlagen und Fabrikplanung. Die Genehmigungsplanung war bis 2019 abgeschlossen, wodurch die Finanzierung und Fördermittelbeantragung gesichert werden konnten.
Die Halle wurde mit einer Stahlbeton-Skelettbauweise geplant, in der eine Sandwichfassade die Anforderungen an Wärmedämmung und schlanke Bauweise vereinte. Die Fassadenkonstruktion in Sichtbetonoptik mit gelben Akzenten spiegelt die Hausfarben der Verkehrsbetriebe wider. Ein Gründach rundet das nachhaltige Konzept ab.

Bauen unter außergewöhnlichen Bedingungen
Der Bau begann im April 2022 – mitten in einer Zeit, die von den Folgen der Corona-Pandemie, gestörten Lieferketten und den wirtschaftlichen Auswirkungen des russischen Angriffs auf die Ukraine geprägt war. Verzögerungen beim Rohbau führten dazu, dass das wichtige Gleis für die Bremsproben zeitweise gesperrt werden musste. Zusätzlich erschwerten Witterungseinflüsse die Bauarbeiten: Offene Fassadenbereiche mussten während der Kälteperiode temporär geschützt werden, starker Niederschlag führte zu Überflutungen unterirdischer Technikflächen und beeinträchtigte die Montage- und Installationsprozesse. Als der Rohbau schließlich mit erheblicher Verzögerung stand, mussten Ausbaugewerke teilweise neu ausgeschrieben werden. Doch dank der konstruktiven Zusammenarbeit aller Projektbeteiligten konnte die neue Fahrzeuginstandsetzungshalle im Herbst 2024 fertiggestellt und an den Auftraggeber übergeben werden – ein Projekt, das zeigt, wie komplexe Infrastrukturvorhaben auch unter widrigen Bedingungen erfolgreich umgesetzt werden können.