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DN 800 statt frühzeitlicher Holzwasserleitungen

Im Zuge des Stadtbahnprogramms Halle/Saale wurde die Große Steinstraße neu gestaltet. Zuerst mussten jedoch im Untergrund die Leitungen ertüchtigt und entflochten werden. IPROconsult plante die Ingenieurbauwerke und übernahm die örtliche Bauüberwachung.

Die Stadt Halle und die Hallesche Verkehrs AG (HAVAG) realisieren seit mehreren Jahren abschnittsweise den Umbau und die Sanierung eines Großteils des innerstädtischen Liniennetzes der Straßenbahn. In diesem Zuge erfolgt jeweils auch die Neugestaltung der Verkehrsflächen. Durch Lageänderungen der Gleise waren Anpassungsmaßnahmen an den Ver-und Entsorgungsleitungen erforderlich. Ziel der Planungen war die Entflechtung von Gleistrasse sowie Ver- und Entsorgungsmedien, um einen weitgehend störungsfreien Betrieb der HAVAG einerseits und des Betriebs der Medien andererseits zu ermöglichen. Im Auftrag des Generalpaners erfolgte durch IPROconsult seit Februar 2016 die Planung der Ab­wasserkanäle, der Trinkwasserleitungen sowie der Elektro- und Kommunikations­anlagen. Abschnittsweise waren auch Gasleitungen zu erneuern.

Unbekannte Einbauten und ein historisches Stadttor

Neben der baulichen Enge im innerstädtischen Bereich und der Verlegung des Kanals in Felsbereichen kamen erschwerend vorher nicht bekannte unterirdische Einbauten, wie Ver- und Entsorgungsleitungen aber auch alte Gewölbe hinzu. Des Weiteren wurden in einem Großteil des Baugebiets die historische Stadtmauer sowie das historische Steintor freigelegt und durch das Landesamt für Archäologie dokumentiert. Teilweise mussten geplante Trassen verändert werden, um die historischen Anlagen im Baugrund zu erhalten. Bereits im Sommer 2018 wurde das aus drei einzelnen Toren bestehende historische Steintor aus dem 15. Jahrhundert gefunden. 

Wasserleitungen aus Kiefernstämmen

„Immer wieder kamen Teile der weit verzweigten, frühzeitlichen Holzwasserleitungen, meist aus Kiefernstämmen, seltener aus Fichtenholz, zutage“, erklärte Caroline Schulz, Projektleiterin und Referentin für Mittelalter und Stadtarchäologie am Landesamt für Denkmalpflege. Die Leitungen konnten auf den Zeitraum zwischen 1500 und 1800 datiert werden. Laut Archäologen soll es hier in Halle mindestens drei Wasserleitungssysteme gegeben haben.

Ein langer Kanal in neuen Dimensionen

Heute stellt sich die Situation deutlich anders dar: Der Mischwasserkanal der Halleschen Wasser und Stadtwirtschaft GmbH war in Steinzeug DN 250 bis Ei 500/750 auf einer Länge von 700 Metern und einer Tiefe bis 6,20 Meter in offener Bauweise zu erneuern. Im Zuge der Baumaßnahme erfolgte aufgrund aktueller hydraulischer Berechnungen teilweise die Erhöhung der Dimensionen. Es wurden Schächte bis DN2000 und Kanäle bis DN800 neu verbaut. Zusätzlich wurden auf einer Länge von 130 Metern vorhandene Kanäle DN 300 beziehungsweise DN 350 mittels Inliner saniert.

Trinkwasserleitungen, Kabel und neue Gasleitungen

Mit Inbetriebnahme des neuen Mischwasserkanals wurde der Altkanal stillgelegt. Die Schächte in diesem Abschnitt konnten teilweise zurückgebaut und das verbleibende Schachtunterteil sowie die nicht mehr genutzten Sammlerabschnitte verdämmt werden. Im Teilabschnitt Joliot-Curie-Platz waren die Trinkwasserleitungen zu erneuern. Im gesamten Baufeld mussten zudem die Kabelanlagen der Elektroversorgung und Kommunikation neu eingeordnet werden. Punktuell waren aufgrund unzureichender Überde­ckungen Gasleitungen zu erneuern. Anfang Mai 2019 waren die Arbeiten abgeschlossen. Die Große Steinstraße wurde mit dem Durchschneiden des obligatorischen Bandes und einem Straßenfest eröffnet. 17 Millionen Euro wurden insgesamt investiert.

IPROconsult verantwortete die Ingenieurbauwerke und die örtliche Bauüberwachung.

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