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Jugendherberge in früherer Steuerstube eröffnet

Die ‚Alte Schösserei‘, wo früher die Steuereintreiber residierten und das Schossregister (Schoss war eine in Nord- und Mitteldeutschland gebräuchliche Bezeichnung für Steuern) geführt wurde, liegt neben dem Schloss Hartenfels in Torgau. Ab den 1970er Jahren waren hier eine Medizinische Fachschule und später ein Museumslager untergebracht. Seit Februar 2015 plante IPROconsult den Umbau des historischen Gebäudes zur Jugendherberge. Am 1. Juli 2020 wurde sie feierlich eröffnet.

Zwei Flügel für ein Hufeisen

Das Gebäudeensemble besteht aus zwei Flügeln, einem dem Schlossgraben zugewandten Südflügel, der lange leer stand, und einem Nordflügel mit dem Museumslager. Beide sind auf der Südseite durch einen Verbindungsgang mit Bogendurchfahrt verbunden. Damit entstand eine hufeisenförmige Hofumbauung mit Öffnung nach Norden. Die Dachgauben des Nordflügels werden als Hechtgauben analog des historischen Bestandes erneuert.

Denkmalgerechter Rückbau und Rekonstruktion

Für die Medizinische Fachschule wurden seinerzeit die Fenster im ersten Obergeschoss der südlichen Fassade unvorteilhaft verändert – was im Zuge der Sanierung zu korrigieren war. Denn es existierten noch sichtbare ursprüngliche Fenstergewände aus der Renaissance, die zur Rekonstruktion der ursprünglichen Fensteröffnungen für die Lage und Detailausbildung der Gewände als Vorbild dienten. Ebenso wurden auch die Fenster- und Türöffnungen auf der Hofseite des Nordflügels weitgehend auf den historischen Zustand zurückgeführt, soweit dies nachweis- bzw. nachvollziehbar war.

Material- und Farbkonzept mit historischen Wurzeln

Bei den Abbruch- und Sicherungsarbeiten suchten Spezialisten gezielt nach historischen Putz- und Farbbefunden. Diese wurden dokumentiert und in Abstimmung mit der Denkmalpflege bewertet. Schließlich konnte für alle Fassaden ein Material- und Farbkonzept mit der Denkmalpflege abgestimmt werden. Auf Grundlage der ausgewerteten Befunde wurden die zu planenden Putzaufbau- und Anstrichsysteme sowie die Material- und Farbvorgaben festgelegt. Die im Nordflügel befindliche Treppe wurde durch ein neues Fluchttreppenhaus ersetzt.

Vier Jahre Bauzeit

„Die letzten 20 Jahre reden wir hier in Torgau schon über das Thema Jugendherberge, nun ist sie endlich da“, freute sich Dr. Helmut Graul, Vorsitzende des Fördervereins der Jugendherberge. Nach mehr als vier Jahren Bauzeit durfte er sie endlich eröffnen. Ein solch geschichtsträchtiges Gebäude sei natürlich nur die halbe Miete, nun müsse man sich daran machen und es mit Leben füllen, sagte er weiter.

Vorfreude auf Gäste der Jugendherberge

„Den letzten Handgriff, den wir gestern noch vorgenommen haben, war etwas Farbe am Torbogen. Außerdem haben wir gestern noch an der Rezeption gewerkelt und den Konferenzraum fertig eingerichtet“, erzählte der frisch gebackene Herbergsvater Thomas Grosch-Pfütze der Torgauer Zeitung. Für den 2. Juli erwartete er die ersten Gäste. Anja Bauermeister, Chefin des Torgauer Informations Centers, sagte zur Eröffnung: „Eine Jugendherberge passt wunderbar in unser Konzept eines familienfreundlichen Urlaubsziels.“ Und Oberbürgermeisterin Romina Barth ergänzte: „Ich erhoffe mir natürlich, dass zahlreiche Gäste jetzt nach Torgau kommen, dass vor allen Dingen Familien mit ihren Kindern Torgau in ihrer Historie, aber natürlich auch in ihrem Freizeitcharakter erleben wollen.“

Denkmalgerechte Generalplanung

IPROconsult plante rund drei Jahre die Sanierung sowie den Um- und Ausbau der ‚Alten Schösserei‘. Architektur und Ingenieurbauwerke waren ebenso zu gestalten, wie die Freianlagen. Auch das Brandschutzkonzept und der EnEV-Nachweis kamen vom Generalplaner, der im Auftrag der Großen Kreisstadt Torgau/Elbe tätig wurde. Mehr als sechs Millionen Euro wurden in das Projekt investiert – auch, um beispielsweise in der Lobby der Jugendherberge die historische Holzbalkendecke zu erhalten.

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