Suche verwenden
Dynamische Planung für einzigartiges Gelände
ProjektLesedauer 3:14 Minuten
E-Mail

Alter Betonriese neu gedacht

Das ehemalige Hertie-Warenhaus in Neustadt an der Weinstraße wird nach einer Fassadenstudie von IPROconsult komplett saniert. Die Gestaltung fügt den Betonbau harmonisch in den Kontext der historischen Altstadt ein.

IPROconsult-Vorschlag überzeugt

In den mittelalterlichen Gassen rund um den historischen Marktplatz findet sich der größte Fachwerkhausbestand der Pfalz: Neustadt an der Weinstraße bietet viel fürs Auge. Ein Schandfleck im pittoresken Stadtbild liegt jedoch an der Manfred-Vetter-Straße: das aus den 1970er Jahren stammende ehemalige Hertie-Warenhaus. Seit 15 Jahren steht der Stahlbetonskelett-Riese inzwischen leer. Grund genug für Stadt und Investor, an die Umgestaltung zu gehen. Das erste Konzept eines namhaften Architekturbüros mit Mall und futuristischer Fassade konnte nicht überzeugen. Zu fremdartig blieb das Gebäude im Stadtkörper. So wurde das Team um Büroleiter Danyel Pfingsten und die Architekten Ferdinand Eichler und Marcus Stevens beauftragt, eine Fassadenstudie für den Neustädter Altbau durchzuführen. Der Eigentümer, die Devello Immobilien AG, hatte bereits gute Erfahrungen mit IPROconsult bei einem Dresdner Wohnungsbau gemacht (s. Projekte+Akteure 33/2021, S. 24 ff). Das Ergebnis der Studie konnte im Mai 2022 überzeugen!

Die Visualisierung verdeutlicht die landschaftstypische Gestaltung der verschiedenen Bauwerksteile.
Die Visualisierung verdeutlicht die landschaftstypische Gestaltung der verschiedenen Bauwerksteile.

Reminiszenz an die Weinberge

IPROconsult nahm in der Studie die Gegebenheiten rund um das alte Hertie-Warenhaus auf: Dachlandschaft aus rotem Naturstein, Vor- und Rücksprünge der Fachwerkhäuser sowie die Weinberge im Hintergrund. Es entstand ein Entwurf mit Lamellen in Rottönen an einer Fassade mit Vor- und Rücksprüngen. Die Lamellen erinnern an die typischen Pfähle der Weinberge. Verstärkt wird diese regionale Verwurzelung durch Fassadengrün sowie eine Gitterstruktur an der Parkhauswendel, die an Fachwerke der Altstadt erinnert. „Der Bestandsbau wurde von uns neu gedacht, als Teil der Stadt“, sagt Projektarchitekt Marcus Stevens. „Unser Ziel war es, dem Erscheinungsbild des wuchtigen Betonkörpers den Maßstab der Stadt zu geben und mit relativ einfachen Mitteln eine anspruchsvolle Architektur zu erzeugen, die sich einfügt.“ Mit dieser Herangehensweise konnte das IPROconsult-Team sowohl Stadt als auch Bauherr überzeugen.

 Das ehemalige Hertie-Warenhaus entwickelte sich über die Jahre zu einem Schandfleck in der Innenstadt von Neustadt an der Weinstraße.
Das ehemalige Hertie-Warenhaus entwickelte sich über die Jahre zu einem Schandfleck in der Innenstadt von Neustadt an der Weinstraße.

Graue Energie wird erhalten

Große Fenster eröffnen im Erdgeschoss den Blick in die Geschäfte. Die Läden und eventuell ein Fitnessstudio erstrecken sich über Erd- und Untergeschoss; in den drei Obergeschossen werden später Autos parken. Bewusst sollte das Gebäude nicht abgerissen und neu errichtet werden, um die ‚graue Energie‘ für Herstellung, Transport und Entsorgung der Baustoffe nicht zu verschwenden. Die Baumängel waren jedoch wegen des langen Leerstands und eingedrungenen Wassers erheblich. Um weitere Schäden zu vermeiden, wurde die Beton-Instandsetzung bereits auf den Herbst 2022 vorgezogen. Ideal für die Planung war, dass der Bestand mittels 3D-Scan aufgenommen worden war und ein Planungsmodell übernommen werden konnte. Für die BIM-Planung (BIM = Building Information Modeling) mit Revit musste es allerdings noch nachmodelliert werden.

Jetzt wird der Komplex nach einer Fassadenstudie von IPROconsult komplett saniert und fügt sich dann harmonisch in die historische Altstadt ein.
Jetzt wird der Komplex nach einer Fassadenstudie von IPROconsult komplett saniert und fügt sich dann harmonisch in die historische Altstadt ein.

3D-Modell erleichtert TGA-Planung

Ein Knackpunkt bei der Sanierung ist das Untergeschoss. Zum einen stand dessen Nutzung lange Zeit nicht fest, zum anderen erstreckt es sich weit über die oberirdischen Gebäudegrenzen hinweg bis unter Nachbargebäude. Haustechnik-Planerin Dorothea Hobohm suchte hier beispielsweise lange nach dem optimalen Standort für die vorgesehene Holzpellet-Heizung mit entsprechendem Lagerraum. Außerdem mussten die TGA-Planer*innen (TGA = Technische Gebäudeausrüstung) zwei große und eine kleinere Lüftungsanlage sowie eine Kältemaschine unterbringen. „Die 3D-Planungen erleichterten unsere Arbeit erheblich, weil wir es gerade in diesem Gebäude mit unterschiedlichen Raumhöhen, Versprüngen, Durchlässen und Unterzügen zu tun hatten“, erläutert die Planerin. „Dank 3D-Modell konnten wir kritische Punkte schnell beseitigen und gleich von Anfang an zielführend planen.“

2025 soll in das sanierte Gebäude neues Leben einziehen. Bis dahin ist noch viel zu planen. Unter anderem müssen eine Spindelrampe und zwei Längsrampen neu gebaut werden, um die Parkdecks zu erschließen. Auch über die Logistik während des Betriebs muss sich das Planungsteam noch Gedanken machen. Dank 3D-Modell wird aber schon bald eine virtuelle Besichtigung mittels VR-Brille (VR = Virtual Reality) möglich sein.

Zur Kontaktseite